Die Geschichte von Ha Zwoo

Es muss irgendwann am Abend vom 26. November 2005 gewesen sein, da hatte Ha Zwoo schon eine lange Reise hinter sich gebracht, denn irgendwo und irgendwann wurde er – daran konnte er sich nicht mehr erinnern, aber wer kann sich schon an seine Geburt erinnern? – in einem der Weltmeere geboren. So behauptet Ha Zwoo das zumindest. Denn wer kann und will schon über seine Herkunft behaupten, er sei z. B. ein Stoffwechselendprodukt einer sibirischen Coli-Bazille, die gerade ein Buttersäuremolekül zerlegt hat oder etwas ähnliches. Sei’s drum, Ha Zwoo und seine Verwandten postulieren ihren Ursprung mariner Natur, und das steif und fest – zumindest momentan. Sie stützen sich dabei auch auf die Schulbuchverlage, und die müssen es ja wissen. Was kurz vor dem besagten Novemberabend passierte, darüber kann Ha Zwoo sehr wohl berichten. Ich lasse mal den ganzen Kram von wegen Sublimation, Taupunkt, absoluter und relativer Luftfeuchte, Luftdruck und Isobaren, Temperaturgradienten usw. weg. Ha Zwoo konnte mir da so einiges berichten, was er auf dem Weg hierher erfahren hat, doch letztendlich hat es ihn hier hin verschlagen, nach Sprockhövel, oder genauer: in unsere Wendeschleife, knapp vor den Rinnstein neben meiner Parkbucht. Wer mehr auf Geodaten steht: 7° 15' 39'' / 51° 17' 37'', aber nagelt mich nicht auf die eine oder andere Sekunde fest, ich hab’s eh nicht mit der Zeit ...

Ha Zwoo ist nach meinem jetzigen Kenntnisstand das Produkt einer Verkettung x-erlei Umstände, die ihn zu dem gemacht haben was er jetzt ist. Als er ankam, war er noch flockig locker und machte erst mal eine flotte Sause durch die Vorgärten meiner Nachbarn, Dabei hat er sich wohl von dem einen oder anderen Zacken verabschiedet, was aber kaum jemandem aufgefallen sein dürfte, denn die Radios und Fernseher meldeten umknickende Strommasten und anderen Schabernack, den Ha Zwoos Freunde angerichtet hatten. Jedenfalls, eine Punktlandung war es nicht, aber jetzt ist er da, seit jenem Abend und liegt zerknirscht, gequetscht und all seiner Zacken beraubt, umgeformt und gewandelt als fast kristallklarer Klotz, eiskalt in der Nähe der Rinne, durch die eine schier unendliche Zahl von seinen Anverwandten in den Tagen der Wärme in die weite Welt davon gedriftet sind. Doch Ha Zwoo ist standhaft. Seit diesem Novemberabend liegt er da, je nach Witterung mal mehr, mal weniger bedeckt von Leidensgenossen und doch, er hält vielleicht einen lokalen Rekord im Straßenasphaltdauereisen – zumindest träumt er jetzt schon davon: Ha Zwoo, der Wassertropfen aus dem Norden, als Flocke angereist und nun vereist, ein Kristall in der mikroklimatischen Brandung, widerstandsfähig gegen Sonne, Wind, Regen, Schneeschaufeln und Schneeräumdienste, warme Automotoren irregulär haltender Fahrzeuge und was es noch so gibt, was ihn vertreiben wollte. 

Doch Ha Zwoo bleibt standhaft. Mutig liegt er da, auf dem städtischen Asphalt und sorgt dafür, dass hier in absehbarer Zeit keine positiven Celsius-Grade zu vermelden sind. Und wenn eintrifft, was er plant, dann liegt er noch bis Ostern dort, oder zumindest bis Aschermittwoch! Wir werden sehen. Ich warte jetzt erst mal ab, was aus der Schneewehe wird, unter der sich Ha Zwoo seit einigen Tagen wieder verbirgt, und überlege mir derweil eine Strategie, wie ich die Frostschutzflüssigkeit in die Pumpe meiner gefrorenen Wisch-Wasch-Anlage reinkriege. Jedenfalls brauche ich da nicht auf einen Tipp von Ha Zwoo zu hoffen – einige Geheimnisse, die zu seiner Überlebensstrategie gehören, wird er nie preisgeben. Lieber wird er verdampfen und sich aus dem Staub machen, doch das kann noch dauern. Jetzt ist erst mal Februar 2006... in diese Sinne, bis die Tage!

Neuigkeiten von Ha Zwoo:

Steigende Temperaturen oder gar Tauwetter bei positiven Celsius-Graden in der Luft machen Ha Zwoo nichts aus. Im Gegenteil – der neueste Schneefall hat eine weitere schützende Decke auf seinem persönlichen Schnee- und Eisberg hinterlassen.

Vor kurzem hat es sogar geregnet ... wenn man ganz nah am seinen Eishügel rangegangen wäre, dann hätte man vielleicht Ha Zwoo kichern hören - wohl weil einem dann das Wasser ins andere Ohr gelaufen wäre. Ha Zwoo wusste schon, was kurz darauf kommen sollte und harrte aus:


frontale Sicht auf Ha Zwoos 'Festung', Bilddaten der Quelle zu diesem Ausschnitt vom 2006:02:09 - EXIF


seitliche Aufsicht: EXIF

und weiter geht es nach dem System: nach genug Schnee, darf auch Sonne sein ...


2006:02:11 - EXIF

no comment ;-)

Zunehmende Plus-Grade, warmer Regen und Sonne haben in der letzten Zeit Ha Zwoo an sein Existenzminimum gebracht:

19.02.2006 / 08:59

20.02.2006 / 09:22

Doch es lohnt sich immer wieder/noch zu hoffen - das ist wahrer Optimismus!

20.02.2006 / 13:32:56

Übersicht 23.02.2006

Detail 23.02.2006 / 11:46, Wetter: trocken und kalt um 0 °C

Ha Zwoo bleibt standhaft ... 

blieb standhaft - bis zum 26.02.2006, da hat er sich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staub gemacht. Sein Ziel, bis Aschermittwoch hier zu bleiben, hat er nun doch nicht geschafft. Doch die hohe Insolation der letzen Tage hat ihren Tribut gefordert und Ha Zwoo hat sich wieder auf die Reise gemacht. Riskiere mal ab und zu einen  Blick nach oben, vielleicht siehst du dort Ha Zwoo auf seiner Reise in einer hoch dahinfliegenden Cirrus-Wolke oder, wenn er eher auf einen Zischenstopp aus ist, in einer Cumulus-Wolke. Und wenn du ihn triffst, kannst du ihn von mir herzlich grüßen.

Bis die Tage!

zurück zur Startstseite