THARWARS
Teil 2 - und die Story geht weiter ... 2001-06-14
<Das Original: http://www.gratis-cgi.de/wwwboard/929/wwwboard.html>
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7 - Ein Besuch
in den Ruinen der Schmiede
Tharseus saß im weich gepolsterten Lehnstuhl in seiner Kammer und betrachtete
das Flackern des Kaminfeuers. Sein Kopfverband war ein wenig verrutscht, doch das störte
ihn im Moment nicht im geringsten. Er konnte nur immer daran denken, was vor zwei Tagen
passiert war. Der Blitz hatte ihn erschlagen, war es wirklich so gewesen? Und warum war er
dann nicht tot? Nicht einmal die hiesigen Heiler konnten ihm diese Fragen beantworten. Am
Abend des Unglücks war praktisch das ganze Dorf um seine kleine Schmiedehütte versammelt
gewesen und Zeuge geworden dieses Wunders. Als Tharseus, nachdem der Blitz in das
entdachte Gebäude eingedrungen war, aufrecht über den Trümmern einer Innenwand nach
draußen geklettert kam, nur seine wimmernde Tochter unter dem Arm, da sahen sie ihn in
einem völlig neuem Licht. Von seiner Hütte war nicht genug übrig geblieben, um an eine
Reparatur zu denken. Die Fischer nebenan haben ihm und seiner Tochter derweil ein Dach
über dem Kopf zur Verfügung gestellt, und der Bau der neuen Schmiede hatte längst ohne
ihn begonnen. So war es nun mal in Papua. Dort wo jeden Moment ein Schicksal besiegelt zu
sein schien, halfen alle zusammen, ohne auch nur einen Augenblick an eine Gegenleistung zu
denken. Für Tharseus stand fest, dass er noch heute aufstehen musste, denn krank oder
übermäßig verletzt fühlte er sich nicht. Also musste er.
Er zog sich Kleidung an, die ihm auch die Fischer zurecht gelegt hatten. Sie passte ihm
recht gut, hatte aber eine gar sonderbare blaue und grüne Farbgebung, so empfand
zumindest er als Schmied. Aber an eine Beschwerde war natürlich nicht zu denken.
Tharseus beschloss, erst nach seiner Tochter zu sehen. Sie schlief noch, also störte er
sie nicht und schlich sich zur Tür hinaus. Schon von weitem sah er die Zerstörung, die
das unheilvolle Unwetter an seinem armen Häuschen angerichtet hatte. Er musste hier noch
einmal nach dem Rechten sehen, bevor alles abgetragen wurde und verschwand. Die Dörfler
hatten alles offensichtlich wertvolle und errettbare in Sicherheit gebracht, aber Tharseus
hoffte, vielleicht noch das eine oder andere weniger wertvolle Andenken zu finden.
Er stieg über die Trümmer dessen, was einmal die hintere Wand der Hütte gewesen war,
hinweg. Diese solide Wand hatte einen Großteil der Tragkraft des Hauses dargestellt, als
sie als letztes im Sturm zerborsten war, stürzte beinahe alles ein. Nur Tharseus und
seine Tochter kamen dabei nicht zu Schaden - wie durch ein Wunder. Nachbarhäuser waren
komischerweise kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. War es ein Fluch?
Der Schmied schüttelte gedankenverloren den Kopf. Was hätte nicht alles passieren
können... Er stand jetzt da, wo seine Arbeitsstätte einmal gewesen war. Die Glut der
Esse war längst erloschen, aber er konnte sie auch jetzt noch erahnen. Hier hatte er
einen Großteil seines Lebens damit verbracht, ein hart verdientes Brot zu erarbeiten. Die
Schmiede bedeutete ihm alles. Nur eines war ihm teurer geworden als der Hammer... seine
geliebte Tochter Valorina.
Als er so dastand und hier und da Trümmer beiseite schob, um darunter nach einem Andenken
zu suchen, vernahm er im Augenwinkel ein Blinken. Er sah in die Richtung, aus der es kam.
Dort lag etwas. Von Asche bedeckt und kaum zu sehen hatte er es nur unbewußt
wahrgenommen. Er grub die Asche, die bestimmt von der Esse her stammte, beiseite und
stieß auf etwas hartes. Er grub weiter und hob einen quer darüberliegenden Balken ein
Stück zur Seite.
Und da lag es. Wie vom Staub der Äonen bedeckt lag da eine Klinge so anmutig und schön,
wie Tharseus nie zuvor in Händen hielt. Sie war noch verkrustet mit Staub und Schlicke,
daher hieb er sie zwei, dreimal gegen den Balken, und der Schmutz fiel ab. Die Klinge war
danach so rein, als ob sie poliert worden wäre. Sie funkelte und glitzerte wie von vielen
Kerzen beleuchtete Diamanten. Tharseus staunte nicht schlecht. Es musste sich um das
Schwert handeln, das er bis zuletzt bearbeitet hatte. Woran er sich allerdings nicht
erinnerte, war der filigran verzierte und verschnörkelte Drachengriff des Schwertes. Der
Griff stammte nicht von ihm, soviel war klar. Nur der geschickteste Tinkerhandwerker
hätte dieses Kunstwerk fertigen können. Ein Wunder mehr, dachte der Schmied. Er nahm die
Klinge über die Schulter und beschloss, die weitere Suche aufzugeben. Es war wirklich
nichts mehr übrig geblieben, was es Wert gewesen wäre, mitgenommen zu werden.
8 - Ramirez von
der Stadtwache in Papua
Tharseus strich noch einmal sentimental über den Amboss.
Als er über den Schutthaufen stieg, erwartete ihn ein alter Bekannter.
»Du solltest doch noch nicht herumlaufen. Und ganz besonders nicht hier... Willst du,
dass dir auch noch die letzte Wand auf den Kopf fällt?«
Tharseus widersprach nicht.
»Ramirez sag, was hältst du hiervon?«
Der Gardist nahm das verzierte Schwert an sich und wog es in der Hand. Interessiert besah
er den filigran ausgearbeiteten Griff, das Heft und die blanke Klinge.
»Das ist sehr gute Arbeit, wie man es von einem Meisterschmied wie Tharseus gewohnt ist.
Du wirst einen gewürzten Preis dafür verlangen, wie?«
Tharseus winkte ab.
»Das Schwert ist nicht von mir, ... das heißt, es ist wohl von mir, aber ich kann mich
nicht erinnern, es angefertigt zu haben...«
Der andere sah ihn nur leicht irritiert an. »Das ist wohl nicht verwunderlich, nach dem,
was passiert ist. Sei du nur froh, dass es dir an nicht mehr als ein paar Stunden
Erinnerungskraft fehlt. Ein anderer wäre mausetot gewesen, wenn ihn ein Blitz aus
heiterem Himmel getroffen hätte. Nur deiner außerordentlichen Körperkraft als Schmied
verdankst du dein Leben.«
»Das ist es nicht. Ich erinnere mich schon daran, dass ich es bearbeitet habe. Nur
fertiggestellt habe ich es nicht. Ich hätte es gar nicht machen KÖNNEN, verstehst du?
Der Griff, die Ornamente ... ich habe noch nie so etwas gesehen je geschweige denn selbst
gemacht! Ich kann es mir nicht erklären, Ramirez.«
»Schon gut Thar... für den Augenblick vergiss das Schwert. Ich werde dich zum Fischer
begleiten, und wenn du möchtest, werde ich bei meinem Cousin vorbeischauen, der ist
Knecht bei den Magiern und kann dir vielleicht über die Ornamente des Schwertes etwas
herausfinden. Na, wie hört sich das an?«
9 - Bring
mir mal nee Flasche Bier, Flasche Bier, sonst rezitier ich hier
"Mist, jetzt bist Du schon seit zwei Tagen in dieser Gott verdammten Wildnis
unterwegs und hast immer noch keine vernünftige Kneipe mit anständigem schwarzen
Zwergenbock gefunden.
Dieses dünne Menschen-Wasser ruiniert Dir noch die Nieren und erst recht die
Geschmacksnerven.
Wenn Du nicht bald was anständiges in die Kehle bekommst, wirst Du noch zum Tier.
Eh, was ist das denn da unten in dem kleinen Tal direkt am Wegesrand?? Sieht fast so aus
wie eine Herberge. Hoffentlich gibt es da endlich einen guten starken Tropfen für Deine
arme, ausgetrocknete Kehle.
Na, komm beeil Dich ein bisschen, dann wirst Du es noch heute Abend erfahren."
10 - Der Tag des Burdo Bilch
bricht an
Es war früher Morgen, Burdo begann gerade, eine Banane in Honig zu braten, da
hörte er durchs Gebüsch, wie sich zwei Reisende beratschlagten: "Nein, wir sollten
nach Britain zurückgehen, der Weg nach Skara Brae ist nicht sicher. Der alte Man sagte
mir, die Oger treiben sich in Scharen dort rum." "Wenn du meinst, aber dann
müssen wir sehen, daß wir die Waren anderweitig verkaufen. Wir sollten uns vielleicht
nach Trinsic begeben. Der Weg ist zwar weiter ... aber wesentlich sicherer."
Oger bei Skara Brae!' dachte Burdo bei sich, nachdem die Reisenden gen Süden
weitergezogen waren und die Banane im Bierteig goldgelb brutzelte. Das waren doch
bestimmt die, welche letztens im Buchenhain so unverschämt gehaust hatten und dabei eine
ganze Schonung zertrampelten. Zum Glück sind sie nicht auf meinen Obstgarten gestoßen.
Doch meine Arbeit von über einem Monat allein im Buchenhain ist dahin. Das lasse ich
nicht so einfach durchgehen.' Und als Bestätigung seiner Gedanken brüllte Burdo sein
Motto in den beginnenden Tag: "Rabachebe! Obogeber! Rabachebe fübür deben
Bubuchebenhaibain!"
11 - Überfall
Er ritt schnell ... es war schon spät in der Nacht, doch Dagolar war nicht
müde. Im Gegenteil, er war hellwach.
doch sein Pferd wurde langsam müde und so verlangsamte er das Tempo und stieg nach einer
weiteren halben Stunde ab.
Er verstand das Ganze nicht. Er war vor zwei Tagen in aller Frühe aufgestanden und bis
jetzt im zügigen Tempo geritten. Doch er war immer noch nicht da. Er hielt es für
unmöglich, sich verlaufen zu haben, aber es war ihm auch fast keine Menschenseele
begegnet.
Dagolar machte Feuer und aß seine letzten Vorräte auf.
Er legte sich zum schlafen hin, obwohl er immer noch nicht müde war.
Plötzlich hörte er ein grunzen, es war nur leise, aber seine jahrelang geschärften
Sinne hörten es ganz deutlich. Das "etwas" musste nur ein paar Meter vor ihm in
dem Büschen sein!
Er wälzte sich, wie im Schlaf, auf seine Axt zu.
Doch er bekam sie nicht zu fassen, anstatt den Griff der Axt legte sich seine Hand auf
etwas warmes, ekelig anzufassendes. Er schreckte hoch und sah in die hässliche Fratze
eines Ogers, der gerade seinen Knüppel hob, um ihm seinen Schädel zu zerschmettern...
12 - Rettung
Dagolar schloß die Augen und wartete auf den Hieb, der seinem Leben ein Ende
bereiten würde. Doch statt den Schmerz zu fühlen hörte er nur einen dumpfen Schlag, wie
wenn 10 Wildsäue gleichzeitig auf den Boden geworfen würden. Vorsichtig öffnete er ein
Auge, worauf sich gleich sofort das nächste öffnete. ´Konnte das war sein?´ Er rieb
sich die Augen und schaute ein zweites Mal. Keine Frage, vor ihm stand eine Kriegerin in
einer schwarzschimmernden Lederrüstung. Sie wischte voller Hingabe ein funkelndes
Schwert, an dem noch Reste des Blutes ihres Opfers zu sehen war. In ihrem Gesicht war
nichts zu lesen. Keine Miene bewegte sich und sie machte auch keine Anstalten, das Wort an
ihn zu richten. Zu ihren Füßen lagen zwei tote Oger.
Dagolar setzte sich still hin und wartete. Es stand außer Frage, dass diese
geheimnisvolle Kriegerin ihm das Leben gerettet hatte. Doch schien sie weder Freude an
ihrem Sieg, noch Mitleid mit ihrem Opfer zu haben. Verwundert schüttelte er den Kopf. Sie
kam ihm bekannt vor. Konnte sie es sein? Nein, dachte er bei sich. Schon seit Jahren hatte
keine Menschenseele sie mehr gesehen.
"Das nächste Mal - Dagolar - solltest du besser darauf achten, wo dein Weg dich
hinführt. Und bevor man sich ein Feuer macht, sollte man sich seinen Rastplatz
sorgfältiger aussuchen!" Mit einem Schmunzeln im Gesicht, das Schwert in die Scheide
steckend, drehte sie sich um und hob seine Axt auf. "Und die hier, solltest du im
Schlaf noch spüren können. Zu viele zwielichtige Wesen sind in den Wäldern unterwegs.
Dein Pferd konnte ich leider nicht mehr retten. Irgendwie schaffen diese Tiere von Ogern
es doch immer wieder, sich nahe genug heranzuschleichen und sie zu töten." Damit
übergab sie dem verdutzten Dagolar die Axt, wünschte ihm noch eine gute Nacht und eine
in Zukunft friedliche Reise, drehte sich um und verschwand so geheimnisvoll wie sie
gekommen war von der kleinen Lichtung.
13 - Der Verhüllte
und Lord Blackthorns Auftritt
Der Zauber fiel langsam von der verhüllten Gestalt, die noch kurz zuvor im
Fürstenpalast das Gesicht von Berwein dem Kurier getragen hatte. Nun war von den
freundlich frechen Zügen des Vertrauten Lord Britishs aber auch gar nichts übrig
geblieben. Anstelle dessen war nun eine tief ins Gesicht fallende schwarze Kutte aus
schwerem Brokat, unter der die knorrigen weißen Ausbuchtungen eines Knochenhelms
hervorstachen. Augen waren darunter keine auszumachen, aber da waren welche, und in ihnen
lag Furcht.
Der Vermummte ritt über eine weite Brücke in das zweite Fürstenschloss- in das des
Fürsten der Finsternis und des Chaos.
Er sprang aus dem Sattel und übergab sein Pferd einem Knecht. Raschen Schrittes betrat er
das dunkle Gemäuer.
Sein Herr erwartete ihn geduldig. Der dunkle Lord schien seine Knochenmaske mit seinem
Blick zu durchdringen und ihn anzustarren. Der Verhüllte wollte diesem Blick nicht
länger ausgesetzt sein und begann zu berichten.
»British schickt ein Sonderbataillon nach Skara Brae, mein Lord. Ich habe versagt.«
Lord Blackthorn seufzte und strich über eine Ogerstatuette auf einem kleinen Podestchen
neben seinem Chaos Thron.
»Ihr habt viel gelernt an meinem Hofe, teurer Freund. Doch etwas wisst ihr noch nicht
über euren Lord und den Lauf der Dinge: Glaubt niemals zu wissen, was ich damit bezwecke,
wenn ich euch einen Auftrag erteile. Alleine ich werde abwägen, ob eure Mission nun
gelungen oder gescheitert ist. Für den Augenblick bin ich mit eurer Arbeit zufrieden, ich
hoffe, es bleibt auch dabei.«
»Ich werde euch nicht enttäuschen, Sire. Ich werde...«
»Ihr werdet aufbrechen, mein Freund. Bald. Heute noch.«
»Aufbrechen? Erneut nach Skara Brae?«
»Nicht nach Skara... Ich brauche Eure einzigartigen Fähigkeiten andernorts diesmal.
Nehmt diese Rune. Sie führt Euch mitten in die verlorenen Länder. Dort angekommen werdet
Ihr Euch gen Norden wenden und zu den Titanen gehen. Sie sind entfernte Verwandte der
Oger. Ihr Anführer wird Euch also empfangen... Natürlich müsst Ihr als einer der Ihren
erscheinen.«
»Als.. Oger? Das Äußere eines Titanen hat noch niemals jemand nachgeahmt. Das würde
nicht funktionieren.«
»Nun denn in Gestalt eines Ogers. Aber haltet Euren Teint ein wenig dunkler als gewohnt,
das wird die Titanen beeindrucken...«
14 - Ein ferner Blick
Lange brauchte Taimos nicht, um die Fährte des Reisenden aus Jhelom wieder
aufzunehmen. Doch er konnte und wollte mit dem Reisenden selbst nicht in Kontakt treten.
So beschloß Taimos, an Land zu warten, als der Reisende zur Insel übersetzte. Und es
dauerte mehr als einen Tag, bis er ein Boot von Jhelom kommen sah, ein Fischerboot zwar,
was aber interessanterweise in der Einfahrt zur Bucht einen unüblichen und gefährlichen
Kurs entlang der nördlichen Landzunge einschlug. Und genau dort sprang eine dunkle
Gestalt an Land, eingehüllt in derbe Kleidung, wie ein Fischer. Doch welcher Fischer
springt mit solcher Kraft und Eleganz gleich einer Raubkatze? Das mußte Lharestia sein.
Jetzt mußte sich Taimos beeilen, die Spur aufzunehmen, wollte er Lharestia erreichen.
Hier im Wald sollte das kein Problem sein, doch wenn Sie weiter im Norden ein Pferd nehmen
sollte ... Selbst wenn Sie jetzt im Küstenwald ein Vorsprung hatte, weiter im Norden
würde Lharestia zum Gegabelten Fluß gelangen. Dort würde er auf Sie warten, denn er
konnte den direkten Weg östlich der kleinen Bergkette nehmen. Irgendwo hinter Destard
sollten die Oger sein, nur hier in den Tälern am Rande der Ebene von Skara Brae konnten
sie sich gut verstecken.
Doch Taimos wartete vergeblich an den östlichen Furten, offensichtlich hatte Lharestia es
vorgezogen, in der Nähe der Küste den unbequemen Weg durch den Fluß und an der
Westseite des Destard-Massivs zu gehen. Damit war die Chance eines Treffens vorerst dahin.
Taimos eilte von dannen, gen Destard, jedoch auf der Ostseite.
15 - Burdo Bilch bricht auf
Burdo Bilch hatte alles Notwendige zusammengepackt, insbesondere Pfeile, Bogen,
Sehnen, die Bucina und eine gehörige Menge frisches Brucin. Als Wegzehrung gedörrte
Bananen und Birnen, etwas Birnenmost und eine gehörige Menge Butterbrote.
Burdo verließ Buen Retiro auf dem üblichen Wege im Vertrauen darauf, daß der Irrgarten
jeden Besucher davon abhalten würde, sein Anwesen zu betreten. Mit Bedacht hatte er die
Hecken so gepflanzt, daß Brombeerranken einem das Betreten verleiden würden. Nur wenige
kannten den rechten Pfad durch das bunte Gewirr aus Brombeer- und Hainbuchenhecken. Im
Buchenhain nahm Burdo die Spur der Frevler auf, sie führte gen Westen ...
16 - Das Treffen bei Destard
Jetzt hatte sich Taimos wirklich beeilt und war wie ein Reh durch die Wälder
gehuscht. Das Destard-Massiv war schon fast zu Ende. Immer noch keine Spur von Lharestia,
doch da war ein Geruch von Feuer. Vorsichtig schlich sich Taimos näher zu einer kleinen
Senke. Nebenbei bemerkte er einen übel zugerichteten Kadaver, der vor kurzem noch ein
Pferd gewesen sein mochte. Das Feuer war schon etwas niedergebrannt. Das Holz hierfür war
gut gewählt, ein Städter hätte bestimmt nichts gerochen. An der Feuerstelle saß
jemand, der nachdenklich eine Axt in Händen hielt. Das war mit Sicherheit kein
Holzfäller, denn dafür war die Axt mit einer zu breiten Schneide ausgestattet. Es
handelte sich um eine gut austarierte Streitaxt. Nahe dem Rastenden lagen zwei massige
Körper, einer davon vor einem Gebüsch, aus dem er offensichtlich hervorgebrochen war,
ein weiterer am Feuer. Diese hatten offensichtlich ihre ewige Ruhe gefunden. Die
Verletzungen im Rücken waren tödlich und in den Kniekehlen hatten beide ebenfalls einen
sauberen Schnitt. Demnach hatte der Rastende hier einen Helfer, denn die Wunden ,
zumindest die im Rücken, konnten nicht mit der Axt geschlagen worden sein.
Taimos folgerte daraus, daß hier ein versierter Schwertkämpfer mit wenigen Hieben die
Oger - etwas anders kam nicht in Frage - regelrecht gefällt hatte. Ob der Mann am Feuer
als Lockvogel gedient hatte? Vorsichtig nahm Taimos sein Blasrohr und feuerte eine
trockene Erbse ins Feuer, so daß ein kurzer Funkenstoß dem Überlebenden erhöhte
Aufmerksamkeit aufzwang. Noch während dieser dem Feuer Beachtung schenkte, erhob sich
Taimos in gebührender Entfernung aus seiner Deckung und sprach ihn an: "Seid
gegrüßt, Wanderer! Ich habe Euer Feuer bemerkt, wie diese Oger wohl auch. Ich denke
nicht, daß Ihr um diese trauert, eher wohl um den vierbeinigen Gefährten, der Euch bis
hierher brachte. Darf ich mich zu Euch an Feuer setzen? Man nennt mich Taimos. Ich habe
seit einigen Tagen niemanden getroffen und wüßte gern einige Dinge über diese Oger -
und Euch!"
17 - Böse
Beine bei den Bergen von Britain
Die Spur der Verwüstung ging erst stetig gen Westen. Ab und zu kamen neue
Fußstapfen von Ogerbeinen von Süden hinzu, das mußten Oger aus dem Destard-Bergen sein.
Doch dann knickte der Troß bemerkenswert früh vor den ausgetretenen Pfaden zwischen
Skara Brae und Britain gen Norden ab. So viele Oger, Burdo war sich sicher, hatten sich
hier in diesem Gebiet von Britannia selten zusammengeschart. Und wohin bewegten Sie sich?
Offensichtlich wollten sie nicht auffallen, soweit dies bei Ogern überhaupt möglich ist.
Die Spur führte jetzt zu den westlichen Hängen der Berge zwischen Britain und Skara
Brae. Burdo ging in die Büsche und sammelte Blaubeeren, die gerade besonders saftig waren
und seinen Durst besänftigten. Beim heiligen Botanicus,' dachte Burdo bei sich,
was bereiten die bösen Biester den vor? Die wollen doch nicht etwa den Bergpfad
nach Britain blockieren?'
18 - Reisende
Lharestia hatte sich wieder in die Wälder zurückgezogen. Irgend jemand, so spürte sie,
war ihr ständig auf den Fersen. Doch war sie sicher, dass er sie nicht wirklich entdeckt
hatte. Sie ging zu ihrem Pferd zurück, das ruhig auf sie gewartet hatte. Es wunderte sie,
dass Dagolar so unachtsam gewesen war.
Sie war noch nicht weit gekommen, da hörte sie von der Lagerstelle Dagolars Stimmen durch
den Wald dringen. Also war doch noch jemand in der Nähe gewesen. Wieviel hatte er gesehen
und war es ein Freund oder ein Feind? Leise schlich sie sich im Schutz der Bäume zurück
und versteckte sich in ausreichender Entfernung, um das Gespräch belauschen zu können.
Als sie vorsichtig durch die Äste spähte erkannte sie Taimos. Was machte er hier? Das
konnte von Bedeutung sein! Sie setzte sich bequem hin und fing an zuzuhören ...
19
- Starkbier, eine königliche Ballade für einen Humpen Zwergenstarkbier
Hmm, "Zum Hämmernden Schädel", der Name versprach ja einiges und Dragons Kehle
brauchte dringend etwas feuchtes. Vielleicht konnte er dort ja auch erfahren, wo er einen
guten Alchimisten finden könnte. Er benötigte doch so dringend noch einige Grabkäfer,
die ihm das Fleisch von den Schädeln knabbern sollten, die er so sehnlichst begehrte.
So betrat er hoffnungsvoll die Kneipe, froh, nach all den letzten Tagen endlich wieder ein
gutes und starkes Schwarzbier seine ausgedörrte Kehle herunterlaufen zu lassen.
Der "Hämmernde Schädel war zu dieser frühen Abendstunde schon recht gut gefüllt,
doch erspähte Dragon noch einen freien Tisch und steuerte diesen an, nachdem er sich
einen kurzen Überblick verschafft und dabei festgestellt hat, daß die Gäste fast alles
Reisende sein müssen. Doch keiner von ihnen wirkt auf ihn wie ein Krieger. Auch
Zauberkundige oder Alchimisten schienen nicht unter den Gästen zu sein.
"Hallo, Wirt, gibt es in diesem Lokal denn auch für einen durstigen und müden
Zwerg, fern seiner Heimat, einen kühlenden Schluck deftigen Schwarzbieres und etwas
Nahrhaftes??"
"Zappmann Kööbes, werter Gast. Sicher, werter Wandersmann, wir haben helles und
dunkles Bier, sogar ein Fäßchen Bockbier habe ich noch im Keller. Aber Angehörige Eures
Volkes habe ich schon lange Zeit nicht mehr in der Gegend hier gesehen. Was hat Euch in
diese Gegend verschlagen?? Aber wo habe ich nur meinen Kopf, was darf ich Euch
bringen??"
"Meister Kööbes, bringt mir Euer stärkstes Bier und einen warmen Braten, sowie
einen Laib Brot. Ah, was habe ich das vermißt. Ein warmes Zimmer, eine warme Mahlzeit,
ein hoffentlich erquicklicher Tropfen und Zuhörer und Erzähler."
Wenige Minuten später brachte Zappmann Kööbes einen großen schäumenden Humpen und
stellte ihn vor Dragon ab. "Eure Essen kommt gleich. Ääh, entschuldigt meine
Neugierde, aber was verschlägt einen Mann Eures Volkes in diese Gegend?? Und was ist das
dort für ein eigenartiger Kasten, den Ihr dort stehen habt??
"Aah, das tut gut, wie lange ich darauf verzichten müssen?? Viel zu lange. Es ist
zwar nicht das Bier meiner Väter, aber um Klassen besser, als alles, was ich seit meinem
Aufbruch aus Minoc vor gut drei Wochen getrunken habe. Kööbes, bringt mir doch erst
einmal mein Essen, ich bin fast am Verhungern und dann will ich Euch gerne Rede und
Antwort stehen und auch einige Informationen von Euch erbitten."
Knapp 10 Minuten später trat Zappmann Kööbes mit einem großen Holzteller voll
duftendem Braten an Dragons Tisch und ließ sich erwartungsvoll nieder.
"Nun, werter Zwerg, woher kommt Ihr, wohin wollt Ihr und was ist das für ein
geheimnisvolles Ding, das Ihr da bei Euch tragt??"
"Nun Kööbes, Dragon Bhoukhbhaer ist mein Name und ich bin auf der Suche nach gut
erhaltenen Schädel von Ogern, Trollen und Orcs, aus denen ich für meinen Großvater ein
neues Starkbiergedeck fertigen kann. Auf dieser Suche habe ich in Yew erfahren, daß es in
Skara Brae gerade eine Ogerplage geben soll und aus diesem Grund bin ich auf dem Weg dort
hin."
"Bhoukhbhaer, habe ich das gerade richtig gehört?? Ihr stammt doch wohl nicht etwa
aus der berühmten Zwergenbrauerfamilie des legendären Bugman Bhroabhoukh. Wartet, dann
habe ich da noch eine Überraschung für Euch. Ich habe ein uraltes Faß im Keller, daß
mir mein Urururgroßvater Pit op dem Zappes vermacht wurde und aus dem ich mir nur zu ganz
besonderen Anlässen einen ordentlichen Humpen genehmige. Wartet einen Moment, ich bin
gleich wieder zurück."
Hastig sprang Kööbes auf und verschwand hinter der Theke im Boden. Fast 5 Minuten
später tauchte der Wirt wieder aus der Versenkung hervor und steuerte mit zwei riesigen
Humpen auf Dragons Tisch zu und stellte voller Stolz einen Humpen vor Dragon ab.
"Werter Dragon, probiert doch bitte einmal diesen Tropfen und laßt mich Euer Urteil
hören." Gespannt beobachtete der eifrige Wirt Dragon dabei, wie er den dargebotenen
Humpen an die Lippen hob und sich einen guten Schluck genehmigte.
"Beim Barte meines Urururgroßvater, daß ist ein wahrer Gaumenschmaus, den Ihr da
Euer Eigen nennt. Da könnt Ihr wirklich stolz sein. Aber seid ehrlich, das Rezept habt
Ihr doch von einem Zwerg, oder??"
"Naja, Dragon, wo Ihr Recht habt, habt Ihr Recht. Mein Urahn hat das Faß vor über
100 Jahren von einem befreundeten Zwerg erhalten, der bei uns immer eingekehrt ist. Doch
lassen wir das. Ihr seid also auf dem Weg nach Skara Brae, um dort Ogerschädel zu
ernten??"
"Ja, aber vorher muß ich noch unbedingt einen Alchimisten oder etwas ähnliches
finden. Ich benötige nämlich noch dringend einige Grabkäfer, Ihr versteht?? Um das
Fleisch fein säuberlich von den Schädeln zu knabbern. Ihr wißt nicht zufällig wo ich
auf dem Weg nach Skara Brae einen Alchimisten finden könnte, oder??"
"Wartet mal, wenn ich mich recht erinnere, dann müßtet Ihr etwa zwei Tage von hier
auf halber Strecke nach Skara Brae auf einen alten Turm stoßen, in dem Bee Fifty Too
lebt, ein weithin angesehener Alchimist und Magier. Versucht Euer Glück doch einmal bei
ihm, werter Freund. Doch jetzt erklärt mir bitte, was es mit dem Kasten zu Euren Füßen
da auf sich hat."
"Nun, werter Kööbes, Ihr habt mir sehr geholfen und so will ich Eurer Bitte gerne
nachkommen. Seht her, in dem Kasten befindet sich mein legendärer und von mir
eigenhändig entwickelter Quetschebüggel. Dieses Instrument ist dem Dudelsack nicht
unähnlich, wird aber über diesen Trittmechanismus mit Luft befüllt, so daß ich
gleichzeitig noch meine legendären Balladen zum besten geben kann. Nicht umsonst bin ich
in den Herbergen, Kneipen und bei meinem Volke auch als Dragon Wohlklang bekannt. Darf ich
Euch eine Probe meiner Kunst geben??
Nun denn, so lauschet der Ballade über die Erstürmung der Feste Haradraiß ..."
20
- Er knabbert und knabbert und knabbert und knabbert, eben ein echter Käfer, ein
Grabkäfer
So verließ Dragon Bhoukhbhaer, alias Dragon Wohlklang, am nächsten Tag die Herberge
"Zum Hämmernden Schädel". Nicht ohne jedoch seinen magischen Bierschlauch mit
einem Hektoliter guten schwarzen Bockbieres gefüllt und sich von Zappmann Kööbes, dem
freundlichen Wirt verabschiedet zu haben. Frohen Mutes und mit einem klaren Ziel vor Augen
und immer noch auf der Suche nach Ogern, Trollen, Orcs und Drachen, um seinen
"Schmerzenspender" in ihrem Blute zu baden brach Dragon auf, um Bee Fifty Too,
den Alchimisten aufzusuchen, um dort die so sehnsüchtig benötigten Grabkäfer zu
erhalten.
Zwei Tage später erreichte Dragon, zu seinem Leidwesen vollkommen unbelästigt, den
von Zappmann Kööbes avisierten Turm und klopfte beherzt und um Einlaß bittend an.
"Wem verlanget es dort drunten nach Einlaß??" schallte es aus dem Turm.
"Mein Name ist Dragon Bhoukhbhaer, aus dem Volk der Zwerge, und ich bin auf der Suche
nach dem ehrwürdigen Bee Fifty Too, dem ehrenwerten Meister der Alchemie und der Magie.
Laßt mich bitte ein, damit ich Euch mein Ansinnen erklären kann."
Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die massive Eichentür wie von Geisterhand
und Dragon trat mit leicht unsicherem Schritt in den nur mäßig erleuchteten Turm ein.
"So kommet denn hoch, werter Vertreter aus dem Geschlechte der Zwerge und tuet den
Grund Eures Begehrens kund."
Entschlossen stapfte Dragon die Wendeltreppe hoch und betrat ehrfürchtig den Salon, in
dem ihn ein grauhaariger und sehr alter, gebeugt gehender Mann begrüßte.
"Nun, ehrenwerter Vertreter des Geschlechtes der kleinen und stämmigen Bartträger,
Krieger, Stollengräber und Bierbrauer. Habet die Güte und nehmet bitte Platz und
präzisieret Euer Begehr. Doch lasset mir werden die Ehre zu Teil, Euch zu kredenzen einen
edlen Tropfen, in der Hoffnung, er labe Eure durstige Kehle." Und aus dem nichts
materialisierte sich ein stattlicher Humpen, gekrönt von einer verheißenden Blume.
"Vielen Dank, werter Meister Bee Fifty Too, mmhh, einen hervorragenden Tropfen nennt
Ihr Euer eigen. Sagt habt Ihr noch mehr hiervon??"
"Sicher, mein Keller beherbergt noch ausreichend von diesem wohlfeilen Nektar, doch
was führet einen Manne Eures Volkes an meine Pforte?? Präzisieret Euer Begehr."
"Nun denn, werter Meister, ich bin auf der Suche nach einigen Exemplaren der Gattung
der Grabkäfer. Ich benötige so drei bis vier Exemplare. Könnt Ihr mir damit
dienen??"
"Wohl, wohl, junger Mann. In meinen Besitze befinden sich tatsächlich noch einige
Vertreter der Gattung der Grabeskäfer. Doch sprecht, wofür benötigt ein Mann Eures
Standes und wenn ich Eure Bewaffnung und Ausrüstung richtig deute, Eurer Profession,
Grabkäfer?? Sprecht."
"Ja wie soll ich es Euch erklären?? Ich habe meinem Urururgroßvater an seinem
Sterbebett versprechen müssen, ihm als Grabbeigabe ein Starkbiergedeck bestehend aus
Oger-, Troll- und Orcschädel mitzugeben. Aus diesem Grunde befinde ich mich auf dem Weg
nach Skara Brae, wo sich meinen Informationen zu Folge verstärkte Oger-Aktivitäten
gezeigt haben sollen. Und die Grabkäfer benötige ich, um das Fleisch von den Schädeln
zu entfernen bevor diese anfangen zu faulen und zu stinken und um kurzfristig feststellen
zu können, ob die Schädel schadhaft oder brauchbar sind. Darüber hinaus hoffe ich in
Skara Brae noch Stoff für meine Epen und Balladen zu erhalten, denn wisset, ich bin bei
meinem Volke und an den Höfen und in den Herbergen meiner Heimat allgemein auch als
Dragon Wohlklang bekannt. Darf ich Euch als Gegenleistung mein Meisterwerk, die Ballade
über die Erstürmung der Feste Haradraiß vortragen, begleitet auf meinem eigens von mir
entwickelten Quetschebüggel??"
"Nur zu gerne nehmet ich Eure großzügige Offerte an und freuet mich bereits auf
Euren Vortrag, doch zuerst erlaubet mir Euch vier von meinen kleinen Lieblingen zu
übergeben. Doch achtet wohl darauf, sie gut zu füttern und ansonsten immer in ihrem
magischen Behältnis zu belassen."
Und schon materialisierte sich kleiner, gläserner Würfel mit einer Kanten von jeweils
einer halben Elle und diversen Löchern an der Oberseite, auf dem Tisch zwischen Dragon
und Bee Fifty Too. Freudig nahm Dragon den Würfel entgegen, stimmte seinen
Quetschebüggel und begann mit seiner ruhmreichen Ballade von der Erstürmung der Feste
Haradraiß.
In den frühen Morgenstunden verabschiedete Dragon sich von seinem Gastgeber, dem
Alchimisten und Magier Bee Fifty Too.
"Werter Wohlklang, seit Jahren habe keine so anrührende Ballade mehr gehört. Ihr
traget Euren Namen zu Recht. Seit Jahren habe ich erstmalig wieder erholsamen Schlaf
gefunden. Ich habe mir erlaubt, Euren magischen Bierschlauch mit einem guten Tropfen zu
füllen und wünsche Euch auf Eurem Weg und bei Eurem Unterfangen alles Gute. So gehet hin
in Frieden."
Erleichtert und froh, wohlgerüstet für die Aufgaben zu sein, die noch vor ihm lagen,
brach Dragon entschlossen zu seiner letzten Etappe nach Skara Brae auf, dem heldenhaften
Kampf mit den Ogerhorden entgegen und auf der Suche nach den Rohstoffen seines Gedeckes.
Was wird ihn wohl in Skara Brae erwarten? Nun die Zeit wird hierauf die Antworten geben
müssen.
<weiter ...>...